#Corona: Hinweise für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind
Im Zuge der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen kann sich für viele Frauen, die häusliche Gewalt erleben, die Lage weiter verschärfen.
Gefährliche Angriffe lassen sich in gewalttätigen Beziehungen nie völlig ausschließen. Sie können aber selbst einiges tun, um die Sicherheit für sich und ihre Kinder zu erhöhen.
- Schützen Sie sich vor Isolation!
Lassen Sie sich nicht von Ihrem Umfeld isolieren! Pflegen Sie telefonische oder – soweit es in der aktuellen Situation möglich ist persönliche Kontakte zur Nachbarschaft, zu Verwandten, Freundinnen, Eltern von Mitschüler/-innen Ihrer Kinder usw. . - Finden Sie sichere Orte!
Finden Sie die sichersten Stellen in Ihrer Wohnung heraus: Welche Zimmer sind abschließbar? Von wo können Sie am besten fliehen? In welchen Räumen hat Ihr Handy Empfang? Meiden Sie die Küche als Fluchtraum! - Seien Sie erreichbar!
Haben Sie ein aufgeladenes Handy bereit. Lernen Sie wichtige Nummern von Polizei, Nachbarn oder Freunden auswendig. - Bereiten Sie sich vor!
Heben Sie alle wichtigen Telefonnummern und Dokumente an einer Stelle auf, so dass Sie sie bei einer plötzlichen Flucht mitnehmen können, ohne lange zu suchen. Einen persönlichen Sicherheitsplan können Sie hier herunterladen. - Schützen Sie ihre Kinder!
Versuchen Sie einen sicheren Ort und eine sichere Atmosphäre für ihre Kinder zu schaffen, diese sollen keine Gewalt erleben müssen. Ist das zuhause nicht möglich, verlassen Sie mit ihren Kindern die Wohnung und suchen Sie Hilfe. Sie haben die Möglichkeit, sich an ein Frauenhaus zu wenden. - Rufen Sie die Polizei!
Zögern Sie nicht, die Polizei anzurufen! Der Polizeinotruf ist kostenlos.
Die Polizei hat die Möglichkeit, den Täter für 10 Tage aus der Wohnung zu verweisen. Dieser muss die Schlüssel abgeben und die Wohnung verlassen. In dieser Zeit darf er nicht in die gemeinsame Wohnung zurückkehren.
Die Wohnungsverweisung und das Rückkehrverbot gelten in der Regel 10 Tage. Innerhalb dieser Zeit können Sie beim Amtsgericht einen Eilantrag auf Zuweisung der Wohnung und andere Schutzanordnungen stellen. Nehmen Sie die Dokumentation vom Polizeieinsatz, ein ärztliches Attest (falls vorhanden), Personalausweis, die aktuellen Kontaktdaten des Täters und den Mietvertrag/Grundbucheintrag mit zum Gericht. Die Anträge können über Rechtsanwälte oder direkt bei der Rechtsantragsstelle des Amtsgerichts gestellt werden. Beratung und Unterstützung bei der Antragsstellung erhalten Sie auch bei uns in der Frauenberatungsstelle. - Erstellen Sie einen Notfallplan!
Informieren Sie vertraute Menschen über Ihre Situation und entwickeln Sie einen Plan und ein sichtbares Zeichen für den Fall, dass Sie Hilfe brauchen. Verabreden Sie mit ihnen, was diese dann tun sollen. - Zögern Sie nicht Hilfe zu holen!
Die Ämter, Behörden und Beratungsstellen arbeiten in Zeiten von Corona zum Teil eingeschränkt! Eine Notfall-Versorgung ist jedoch in jedem Fall gewährleistet – vieles kann telefonisch geklärt werden. Es empfiehlt sich, betreffenden Stellen vorher anzurufen und ggfs. einen Termin zu vereinbaren. Das Frauenhaus Dortmund ist geöffnet und unter der Rufnummer 0231-800081 oder unter www.frauenhaus-dortmund.de erreichbar.Weitere Frauenhäuser finden Sie unter: www.frauen-info-netz.de.
Hilfreiche Strategien in der aktuellen Situation
Die Coronavirus-Krise verändert den Lebensalltag und die Lebensperspektive vieler Menschen. Sie hat großen Einfluss auf unsere sozialen Kontakte und unsere guttuenden Gewohnheiten.
Alles, was uns vertraut ist und uns Sicherheit gibt, hat sich in den letzten Wochen verändert. Unser Alltag und unsere Routinen, die uns Halt geben, lassen sich nicht mehr im vollen Umfang umsetzen.
Wir haben einige Ideen gesammelt, die in dieser schwierigen Zeit helfen können.
Bitte verstehen Sie diese Ideen als Anregungen – ganz ohne Druck – und probieren Sie aus, was für Sie passend ist. Denn jeder Mensch empfindet Belastungen und Stress anders und entwickelt individuelle Strategien, um damit umzugehen.
- Kümmern Sie sich um sich selbst und betreiben Sie Selbstfürsorge! Planen Sie Pausen ein. Bewegen Sie sich drinnen oder an der frischen Luft! Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit und ernähren sie sich gesund.
- Gönnen Sie sich regelmäßig Pausen von Nachrichten oder sozialen Medien. Nutzen Sie dabei gezielt seriöse Quellen, statt sich immer mit den neusten Meldungen zu beschäftigen.
- Schaffen Sie sich eine neue Tagesstruktur, in der auch positive Dinge ihren Raum finden. Trennen sie Arbeit und Freizeit. Dafür können sie Rituale gut nutzen und beispielsweise nach getaner Arbeit ein Tee-Ritual einführen oder einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft machen.
- Versuchen Sie Routinen zu bewahren bzw. sich neue zu erschaffen. Behalten Sie, wenn möglich, ihre Bürozeiten ein, auch wenn Sie von zu Hause arbeiten.
- Bleiben Sie in Verbindung. Der wichtige persönliche Kontakt zu vertrauten Personen kann aktuell nicht wie gewohnt stattfinden. Vielleicht tut es Ihnen gut, diese Kontakte über Telefon oder per Video-Chat aufrecht zu erhalten. Ein gemeinsamer Spaziergang unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen ist mittlerweile wieder möglich!
- Finden Sie Aktivitäten für Zuhause. Vielleicht gibt es Dinge, die Sie schon lange aufgeschoben haben oder schon immer mal ausprobieren wollten.
- Nutzen sie Lernchancen, indem Sie neuen Dingen mit Neugier begegnen und sich darauf einlassen.
- Diese Zeit ist für alle eine besondere Herausforderung, es dabei ist wichtig, dass Sie ihre Sorgen und Gefühle wie Stress und Traurigkeit oder Angst zulassen. Teilen Sie Ihre Gefühle mit vertrauten Personen, bleiben sie nicht alleine damit.
- Versuchen Sie entspannt zu bleiben – kleine Entspannungsübungen können leicht in den Alltag integriert werden..
- Nehmen sie sich Zeit für Ihre Kinder und schaffen Sie Möglichkeiten, mit Ihnen über die Situation zu sprechen. Auch Kinder brauchen Hilfe im Umgang mit Stress und Schutz vor der Corona-Thematik.
- Vielleicht tut es Ihnen gut, anderen Menschen zu helfen (z.B. Einkäufe für ältere Menschen übernehmen).
- Wenn Sie merken, dass sie Unterstützung benötigen, holen Sie sich Hilfe und nutzen Sie die bestehenden Hilfsangebote.
Die Frauenberatungsstelle Dortmund unterstützt Sie weiterhin in dieser schwierigen Zeit. Sie können gerne telefonisch einen Beratungstermin vereinbaren.
Wichtige Informationen zu häuslicher Gewalt
Das Zuhause ist allzu oft kein sicherer Ort. Im Zuge der Isolation während der Corona-Krise und der dadurch entstehenden einengenden Situation steigt die Gefahr für Frauen, Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderung in ihrem Umfeld mit häuslicher Gewalt konfrontiert zu sein.
Während das Gewaltrisiko steigt, fallen Verletzungen oder Unterstützungsbedarfe von Betroffenen weniger auf, wenn Betroffene nicht mehr in die Schule, zur Arbeit oder in den Sportverein gehen und persönliche Kontakte stark eingeschränkt sind. Für die, von Gewalt im direkten sozialen Umfeld Betroffenen, kann die aktuelle Situation bedeuten, Täter*innen ständig ausgeliefert zu sein.
Wir möchten Betroffene und Bezugspersonen ermutigen, sich Unterstützung bei sexualisierter oder häuslicher Gewalt zu suchen und damit nicht allein zu bleiben. Fachberatungsstellen und andere Hilfseinrichtungen sind auch weiterhin telefonisch und online erreichbar und unterstützen im Einzelfall.
Wir rufen zudem zu einer solidarischen Nachbarschaft auf! Es ist wichtig, nicht wegzuschauen, sondern Zivilcourage zu zeigen und Betroffenen Unterstützung anzubieten oder sich selbst über Hilfsangebote zu informieren. Auch Unterstützungspersonen können sich Hilfe holen und sich beraten lassen, wenn sie unsicher sind, wie sie Betroffene unterstützen können.
Die genannten Beratungsstellen arbeiten nach dem inklusiven Ansatz und sind teilweise barrierefrei zugänglich.
Beratungsstellen und Hilfsangebote bei häuslicher Gewalt:
- Frauenberatungsstelle Dortmund: 0231 521008; www.frauenberatungsstelle-dortmund.de
- Frauenhaus Dortmund: 0231 800081; www.frauenhaus-dortmund.de
- Überregional und rund um die Uhr: Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016; www.hilfetelefon.de
- Beratung für Männer, die Opfer häuslicher Gewalt sind: Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen Dortmund: 0231 8494480
Beratung und Hilfeangebot für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsende und Eltern:
- Die Beratungsstellen in den Stadtbezirken, sowie die Erziehungsberatungsstellen des Jugendamts und freier Träger zu allen familiären Fragen sind unter der zentralen Telefonnummer 0231 50-23269 erreichbar. Weitere Informationen: unterberatungfuerjungemenschenundeltern.dortmund.de
- Jugendhilfedienste des Jugendamtes in den Stadtbezirken sind tagsüber zu erreichen unter der zentralen Telefonnummer: 0231 50-0 oder per E-Mail unter: JHD-Unterstuetzungsteam@stadtdo.de.
- In dringenden Fällen, die ein sofortiges Tätigwerden im Rahmen des Kinderschutzes erforderlich machen: Kinderschutz Notrufnummer des Jugendamtes Dortmund: 0231 50-12345
- Kinderschutz-Zentrum Dortmund: 0231 2064580; www.kinderschutzzentrum-dortmund.de
- Kinderschutzbund: 0231 8479780; www.dksb-do.de
Beratung und Unterstützung für Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen bzw. geschlechtlichen Identität (LSBT*IQ) häuslicher Gewalt ausgesetzt sind:
Junge LSBT*IQ, die nun aufgrund der Vorgaben aufgefordert sind, zu Hause zu bleiben, kann die Situation ebenfalls sehr belasten, vor allem wenn sie ungeoutet sind oder aber ihre Eltern die sexuelle Orientierung bzw. geschlechtliche Identität ihrer Kinder nicht akzeptieren.
- Jugendtreff- und Beratungsstelle Sunrise bietet telefonische Beratungen an: 0231 700 32 62, info@sunrise-dortmund.de
- Das Beratungsprojekt In&Out von Lambda bietet eine Chatberatung unter www.comingout.de
Weitere Informationen zum Dortmunder Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt finden Sie hier .
Gemeinsame Aktion mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe
Mit Unterstützung von Dortmunder Apotheken machen Frauenberatungsstelle und Frauenhaus in der aktuellen Situation auf das regionale Beratungs- und Hilfsangebot bei Häuslicher Gewalt aufmerksam.
Jede dritte Frau in Deutschland ist von Gewalt betroffen – viele von ihnen an einem Ort, an dem sie sich besonders sicher fühlen sollten: dem eigenen Zuhause. Im Zuge der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen kann sich für viele Frauen, die häusliche Gewalt erleben, die Lage weiter verschärfen.
Um Frauen einen Ausweg zu zeigen, haben die Frauenberatungsstelle und das Frauenhaus mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe eine gemeinsame Aktion gestartet:
Apotheken bieten einen niedrigschwelligen Zugang für betroffene Frauen und häufig auch einen Rahmen, in dem persönliche Gespräche möglich sind. Daher werden in zahlreichen Dortmunder Apotheken in den kommenden Wochen handliche Infoflyer für von Gewalt betroffene Frauen ausliegen, die über das Angebot der Frauenberatungsstelle und des Frauenhauses Dortmund informieren. Diese können von den Frauen unauffällig eingesteckt oder bei Bedarf von dem Personal der Apotheken mitgegeben werden.
Die Flyer sollen betroffenen Frauen informieren und ihnen Mut machen, sich an die regionalen Anlaufstellen zu wenden.