Gewalt gegen Frauen
Lange Zeit war das Thema „Gewalt gegen Frauen“ in der Öffentlichkeit weitestgehend tabuisiert. Erst die Frauenbewegung hat in den 1970er Jahren damit begonnen, das Thema öffentlich zu machen. Durch dieses Engagement wurden zunächst Hilfseinrichtungen für die Opfer von Gewalt geschaffen und in der Folge Gesetzesänderungen bewirkt. Vom Straftatbestand der Vergewaltigung in der Ehe, über das Gewaltschutzgesetz und Gesetze gegen Stalking wurden die Rechte von Frauen gestärkt.
Trotzdem bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation Gewalt gegen Frauen heute als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit. Und auch der Europarat hat darauf hingewiesen, dass familiäre Gewalt die Hauptursache für Tod oder Gesundheitsschädigung von Frauen im Alter zwischen 16 und 44 Jahren darstellt – noch vor Krebs und Verkehrsunfällen.
Neben den Folgen für die einzelne Frau und deren Kinder verursacht Gewalt vielfältige und schwerwiegende Folgen, die alle gesellschaftlichen Bereiche erfassen. Vor allem in den Bereichen Medizin, Polizei, Justiz und Arbeitsmarkt entstehen erhebliche Kosten, die von der Gesellschaft getragen werden.
Häusliche Gewalt
Das eigene Zuhause wird von den meisten Menschen als sicherer Ort erlebt, allerdings trifft dies für viele Frauen nicht zu. „Mindestens jede vierte Frau erlebt ein oder mehrmals körperliche oder zusätzlich sexuelle Übergriffe durch einen Beziehungspartner“, heißt es in einer repräsentativen Studie der Bundesregierung*. Diese Gewalt zwischen erwachsenen Menschen, die in nahen Beziehungen zueinander stehen oder gestanden haben, wird als häusliche Gewalt bezeichnet.
*Müller/Schröttle Bielefeld 2004
Wer ist betroffen?
Die betroffenen Frauen kommen aus allen sozialen Schichten mit unterschiedlichsten Bildungsniveaus und kulturellen Hintergründen. Jede Frau kann in die Situation kommen, in der Partnerschaft mit Gewalt konfrontiert zu werden.
Formen der Gewalt
Frauen erleiden häusliche Gewalt in der Regel in physischen und psychischen Erscheinungsformen. Bei häuslicher Gewalt geht es primär um die Ausübung von Macht und Kontrolle über Frauen und ihr Leben. Gewalttätige Männer setzen in Beziehungen eine breite Palette von Kontroll- und Machtmitteln ein:
- Demütigung
- Beleidigung
- Prügel
- Bedrohung
- soziale Kontrolle
- ökonomische Kontrolle
- sexuelle Nötigung
- Stalking
- Vergewaltigung
- Tötungsdelikte
Folgen der Gewalt
Gewalt ist meist kein einmaliges Ereignis, sie wiederholt sich. Häufigkeit und Intensität eskalieren oftmals mit der Zeit. Die betroffenen Frauen fühlen sich häufig allein gelassen und schämen sich für das, was ihnen angetan wird. Neben der Angst vor dem Partner, der Sorge um die Kinder, kommt häufig noch das Gefühl von Schuld und Ohnmacht hinzu.
Gewalt beeinträchtigt die persönlichen sozialen Strukturen, Lebensentwürfe, die Erwerbstätigkeit sowie die finanzielle Situation. Häusliche Gewalt kann körperlich und seelisch krank machen. Mögliche Folgen von Gewalt sind:
z. B. Blutergüsse, Knochenbrüche, Verbrennungen, Wunden, Zahnschäden, Trommelfellverletzungen
z. B. Angst und Panikattacken, Depression, Suizidgedanken und -versuche
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch, Drogenkonsum, Essstörungen
Häusliche Gewalt zählt zu den schwersten traumatischen Ereignissen. Sie geschieht durch nahestehende Menschen und findet häufig über einen längeren Zeitraum statt. Viele Frauen leiden als Folge der erlebten Gewalt an einer Posttraumatischen Belastungsstörung.
Häusliche Gewalt und Kinder
Gewalt gegen die Mutter beeinträchtigt auch die in der Familie lebenden Kinder und Jugendlichen sehr. Meistens sind sie Ohren- oder Augenzeugen von Streitigkeiten und Misshandlungen. Oft werden sie selbst Opfer von Gewalt. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Kindesmisshandlung und häuslicher Gewalt. Die Kinder können das Erlebte kaum verarbeiten und fühlen sich ohnmächtig und überfordert. Das Aufwachsen in einer von Angst und Unsicherheit geprägten Atmosphäre hat Auswirkungen auf ihre weitere Entwicklung. Folgen können sein:
- Verhaltensauffälligkeiten
- Entwicklungsverzögerungen
- gesundheitliche Beeinträchtigungen
- schulische Defizite
Das Risiko für Töchter, später selbst Opfer von Gewalt zu werden, ist bei Erleben von Gewalt in der Herkunftsfamilie deutlich erhöht. Gewalt zwischen den Eltern erhöht auch das Risiko für sozial auffälliges und gewalttätiges Verhalten von Söhnen und Töchtern.
Wege aus der Gewalt
Die Entscheidung, die gewalttätige Beziehung zu beenden, fällt trotz der schwierigen Lebenssituation oft schwer. Eine Trennung führt in eine ungewisse Zukunft, in der zudem emotionale, ökonomische und praktische Schwierigkeiten auftreten können. Eine erhebliche Verbesserung für die Opfer häuslicher Gewalt hat das Gewaltschutzgesetz gebracht. Es ermöglicht der Polizei, Gewalttäter aus der Wohnung zu weisen.
Frauen, die frühzeitig Beratung und Begleitung finden, gelingt eher eine positive Veränderung für sich und ihre Kinder. Auf ihrem Weg aus der Gewalt erhalten Frauen Unterstützung und Beratung im Frauenhaus oder in der Frauenberatungsstelle.
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